Jeder freut sich, wenn er im Frühjahr die zarten, weißen Blüten des Schneeglöckchens (galathus nivalis) finden kann, denn diese Pflanze signalisiert wie keine andere das Ende des Winters und den Beginn des Frühlings und der Garten-Saison. Doch hat die Frühlingsbotin von Mutter Natur so manche Superkräfte verliehen bekommen.
’s war doch wie ein leises Singen
In dem Garten heute Nacht,
Wie wenn laue Lüfte gingen:
»Süße Glöcklein, nun erwacht,
Denn die warme Zeit wir bringen,
Eh’s noch jemand hat gedacht.« –
’s war kein Singen, ’s war ein Küssen,
Rührt‘ die stillen Glöcklein sacht,
Dass sie alle tönen müssen
Von der künft’gen bunten Pracht.
Ach, sie konnten’s nicht erwarten,
Aber weiß vom letzten Schnee
War noch immer Feld und Garten,
Und sie sanken um vor Weh.
So schon manche Dichter streckten
Sangesmüde sich hinab,
Und der Frühling, den sie weckten,
Rauschet über ihrem Grab.
„Schneeglöckchen“ von Joseph von Eichendorff
(1839)
Weiße Blüten, weißer Schnee
Vielerorts sind Schneeglöckchen die ersten sichtbaren Blüten des Jahres. Der schwere Schnee verdeckt noch das frische, saftige Grün und kaum ein Pflänzchen schafft es durch die weiße Pracht hinaus ans Sonnenlicht. Für das Schneeglöckchen hat sich die Natur dafür etwas besonderes einfallen lassen. Im Französischen heißt das Amaryllisgewächs Perceneige (dt. die, die den Schnee durchbohrt). Die Zwiebeln sind in der Lage selbst Biowärme zu produzieren. Mit Temperaturen bis 10 Grad Celcius fällt es dem Schneeglöckchen nicht schwer, den Schnee in ihrer unmittelbaren Umgebung zu schmelzen, und sich so durch die Schneedecke dem Sonnenlicht entgegen zu bohren.
Wachs als Frostschutz
Erst einmal durch den Schnee gebohrt möchte man glauben der Stängel erfriert in der Schneedecke, aber weit gefehlt. Wunder Natur hat das Schneeglöckchen mit einer dünnen, glänzenden Wachsschicht ausgestattet, welche bei genauer Betrachtung auch mit bloßem Auge zu erkennen ist. Diese Schicht schützt das zarte Pflänzchen vor Erfrierungen durch Schnee und Nachtfrost. Deshalb kann das Schneeglöckchen manchmal bereits im Januar gefunden werden.
Pflanzliches „Erinnermich“
In der Naturküche ist das Schneeglöckchen nicht zu finden, da es leicht giftig ist und somit vom direkten Verzehr abzuraten ist. Sehr Wohl bedient sich aber die Medizin des Schneeglöckchens als Vorbild. Lange Zeit glaubte man gegen Demenz sei noch kein Kraut gewachsen. Tatsächlich wirkt sich aber das im Schneeglöckchen enthaltene Galantamin positiv auf das Gehirn aus und kann als einziger natürlicher Stoff gegen Demenz und das Fortschreiten von Alzheimer eingesetzt werden. Da man viel zu viele Pflanzen bräuchte um ausreichend Galantamin zu erzeugen, wird der Stoff nach dem Vorbild des Schneeglöckchens künstlich hergestellt.
Nur mit den Augen bewundern
So wunderschön die zarten Blüten des Schneeglöckchens sein mögen, so seltener werden auch sie, weshalb sie unter Naturschutz stehen. Das Pflücken und Sammeln ist deshalb nicht erlaubt.
Von Schüchternheit und Tod
Vor langer Zeit trug ein schüchterner Verliebter ein Schneeglöckchen bei sich und verlieh seiner Schüchternheit damit Ausdruck, damit die Angebetete darüber Bescheid wisse, so war es Brauch. Doch in England darf noch heute niemand ein Schneeglöckchen mit ins Hause bringen, da es mit seinen weißen Blüten den Tod symbolisiert. Ein Engel aber verwandelte nach der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies Schneeflocken in Blumen und brachte so den Frühling in den Garten, so erzählt es eine englische Legende und als der farblose Schnee nach einer Farbe suchte, gab ihm nur das Schneeglöckchen etwas von seiner weißen Pracht ab. Seit diesem Tage ist der Schnee weiß.
Interessant gestalteter Eintrag. Weiter so!!! L.G.
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Dankeschön! 🙂
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ganz toll 🙂 das schöne Schneeglöckchen und schon ist es wieder weg 😦
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